01.08.2016

"Erneuerung" der Obergasse - Soll das Dorferneuerungs-Kind mit dem Bad ausgeschüttet werden?

Wenn es nach den Vorstellungen der sogenannten "Dorferneuerungs-Werkstatt" und ihrer selbsternannten Wortführer und Meinungsmacher geht, wird das Zentrum von Münster nach den geplanten Umbauten der Obergasse kaum mehr wiederzuerkennen sein. Wo früher einmal der Laubusbach durchs Dorf floss und 1971 nach dessen Verrohrung eine Grünanlage mit einem Zierteich,  eine zusätzliche Bushaltestelle, Kfz-Parkplätze und die Möglichkeit eines kleinen "Festplatz" geschaffen wurde, soll künftig städtisches Fußgängerzonen-Ambiente herrschen.

Leider wurden die direkt betroffenen Anlieger, alteingesessene und lebenserfahrene Mitbürger, wie so häufig bei derartigen politischen "Renovierungs- und Reformaktionen" nicht angemessen beteiligt. Kritische Meinungen dazu hat man schon im Vorfeld als "Einzelinteressen" abgewiesen und Änderungswünsche vom Tisch gefegt. Was treibt eigentlich die Verantwortlichen zu derart undemokratischen Methoden? Glauben sie wirklich mit einer Pflasterstein-Animation in Schlangenlinie den alten Bachlauf in der Obergasse in Erinnerung zu halten? Wissen diese Experten überhaupt wie der Bach einmal durch den Ort geflossen ist?

Welchen Fortschritt bringen jetzt drei zusätzlich vorgesehenen Hybritbäume zu den bereits vorhanden Stauden und Hecken, die den Anwohnern im Seniorenalter nur ihre Parkplätze für Besucher und Pflegedienst berauben? Bisher können 12 Pkw dort parken. Sie werden bei Veranstaltungen und Familienfeiern dringend benötigt. Jetzt sollen Poldersteine und Pflaster-Hindernisse das Parken  von mehr als 4 Pkws verhindern. Nur die "Bushaltestelle" soll bleiben, obwohl in 200 Meter Entfernung an der Bezirksstrasse eine weitere Haltestelle vorhanden ist. Sind 200 Schritte zur nächstgelegenen Busstation etwa zu beschwerlich? Wäre der gewonnene Platz nicht anderweitig besser genutzt? Sollte künftig das Brunnenfest auch im Hof der Alten Schule stattfinden? Fragen über Fragen, ohne Auskunft der Dorfwerkstatt, die glaubt einen Freibrief im Namen der Mitbürger und des Gemeindeparlaments zu besitzen. Wissen sie eigentlich was sie tun. Das sie mit der Identität des Dorfes hantieren, als werde gerade mal eine Studentenbude nach Tageslaune umgeräumt.

Hallo liebe Dorf-Erneuerer geht´s eigentlich noch? Hat die Gemeinde Geld zuviel? Natürlich muss nach 45 Jahre das Ortszentrum den neuen Gegebenheiten angepasst und Einiges renoviert werden. Aber deshalb sollte man nicht gleich das Kind mit dem Bad ausschütten. Immerhin müssen auch die Bürger der anderen Ortsteile 25% der Kosten mitfinanzieren. Da wäre etwas mehr Sorgfalt und Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse der Anwohner und der anderen Steuerzahler erforderlich.

Was würden wohl die Dorferneuerungs-Wortführer aus der Bezirksstrasse, Sonnenstrasse oder am Berg sagen, wenn man ihre Straße und Vorgarten ohne Einverständnis der Anlieger derart umgestaltet? Oder herrscht jetzt in Selters-Münster das unselige Demokratieverständnis vom Bosporus?  Liebe Dorferneuerer lasst im wahrsten Sinne des Wortes die Kirche im Dorf, selbst wenn ihr nicht reingeht.