07.03.2016

Helfersyndrom für scheinbares Gemeinwohl

Das Geschäft mit der Not der Menschen hat derzeit Hoch-Konjunktur. Nicht genug, dass die Bundesregierung die Staatsgrenzen für kulturfremde Asylbewerber weiter offen hält, dabei aber die Kontrolle über „Flüchtlinge“ jeder Couleur verloren hat, werden jetzt von selbsternannten Welt-Samaritern, Sozialunternehmern und multikulturellen Kreisen zusätzliche Impulse für das eigentliche Kerngeschäft des Sozialmarkts, dessen Zuliefer-Industrie und Dienstleistungs-Gewerbe gesetzt.

 

Soll damit das Torso oder besser gesagt die Trümmer und hohle Fassade der verbliebenen Sozialgesetze dokumentiert und die weitere Demontage staatlicher Verantwortung hin zu privaten Trägern forciert werden?

Wo bisher über Kinder- und Altersarmut, mangelhafte Gesundheits-Vorsorge oder Sozialabbau auf dem Land bzw. in der direkten Nachbarschaft kaum ein Wort verloren wurde, scheint plötzlich ein neues Helfersyndrom: Das „Flüchtlings-Fieber“ ausgebrochen zu sein. Weil inzwischen an allen Ecken und Enden Personal und Geld bei Ämtern, Sozialverbänden und Kirchen fehlen, werden politische Appelle an die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung gerichtet. Das „Ehrenamt“ soll zur Heilsarmee, quasi zum letzten Aufgebot, einem „Volkssturm“ gegen die Not der Kriegsflüchtlinge, einer Bürgerwehr und Freiwilligen Hilfstruppe einer völlig aus dem Lot geratenen Politik ausgerufen werden. Ständig wird nur an den Folgen laboriert ohne deren Ursachen zu erkennen und zu bekämpfen.

 

Wo es an örtlichen Organisationen zur Abwicklung der Flüchtlingsbetreuung fehlt, werden auf politischen Anstoß von oben jetzt sogar „spontane“ Helfervereine, Almosenverteiler und sonstige Nothilfe-Einrichtungen gegründet, um vom Versagen der Politik und ihrer verantwortlichen Parteifunktionäre ablenken zu können. Die unter Mitgliederschwund und Desinteresse leidenden Kirchen und Sozialverbände lassen sich dabei allzu gerne von der zuständigen Verwaltung zu Ausputzern für deren Überforderung und Unvermögen einspannen. Nicht zuletzt wohl auch, weil sie eine zusätzliche medienwirksame Aufgabe bekommen und hoffen, davon neue Mitglieder werben und öffentliche Gelder zur Finanzierung ihrer eigenen Haushalte generieren zu können. Heißt es doch so treffend: Geld ist zwar nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts.

 

So gesehen, kommen die Kriegsflüchtlinge und Armen aus der Dritten Welt gerade rechtzeitig, um das stille Sterben gemeinnütziger Vereine und Sozialverbände zu stoppen. Wie das jedoch mit geltendem Recht, dem Gemeinwohl und der Daseinsvorsorge für die heimischen Bürger in Einklang zu bringen ist, bleibt offen.

 

Wie bemerkte schon 1997 Bundespräsident Herzog: Ein Ruck muss durch Deutschland gehen! Das dieser „Ruck“ bereits weit über das Ziel von mehr „Eigenverantwortung“ oder „Entschlackung“ bzw. „Verschlankung“ des Staates hinaus geschossen und außer Kontrolle geraten ist, wird an Beispielen der Schulden-, Europa-, Nato-Kriegsbeteiligung- und Flüchtlings-Politik gnadenlos vorgeführt. Die Kommerzialisierung des Öffentlichen Lebens, Entfesselung der Finanzwelt und der Multikonzerne und die Installation einer wirtschaftskonformen Demokratie haben Staat und Bürger so gut wie entmündigt. Die Verantwortung dafür hatten und haben die Regierungs-Parteien in Wiesbaden und Berlin.

Deutsche Politiker verstecken sich gerne hinter angeblich „alternativlosen Sachzwängen“ einer beliebigen „Globalisierung“ der man sich zuvor in Brüssel, New York und Washington ohne Not unterworfen hat. Kein Wunder, dass jetzt neben den Hilfsorganisationen auch die Protestparteien Hoch-Konjunktur haben. Die gescheiterten Möchtegern Parlamentarier und Welt-Versteher sollten die Wahlergebnisse sorgfältig analysieren und die Zeichen ihres Ablauf-Datums in zeitlich begrenzten Ämtern erkennen. Wahlverlierer müssen daraus Konsequenzen ziehen und ohne wenn und aber die Kommandobrücke verlassen, bevor unser Staatsschiff hoffnungslos auf Grund läuft.