08.03.2017

Villmarer Kultur- und Museums-Management nach "Hausfrauenart"

Anspruch und Wirklichkeit  der Kulturförderung im Ländlichen Raum

„Wieder einmal erzählen Blinde von der Schönheit bunter Farbenpracht“ möchte man ausrufen, wenn sich Vorstand und Stiftungsrat des Lahn-Marmor-Museums von Villmar zu den bisherigen Ergebnissen und künftigen Zielen ihres anspruchsvollen Kulturobjektes in den Lokal-Medien äußern.

Da werden die nackten Tatsachen von Verlust und Finanzierungslücken aus 2016 schamhaft mit dem Mantel des Schweigens verhüllt.

Dafür umso ehrgeiziger und selbstgefälliger über die Chancen künftiger Vorhaben philosophiert.

Das Lahn-Marmor-Museum wird 2017 zum Besuchermagnet im mittleren Lahntal glorifiziert. Die Tourismus- und Kultur-Standorte der Nachbarschaft in Runkel, Weilburg oder Limburg / Diez werden sich wundern.

„Geopark“ sei Dank!?

 

Die Botschaft hört man wohl, allein es fehlt der Glaube…

 

Denn die Pflege und Erhaltung außergewöhnlicher historischer Kulturobjekte ist zweifellos teuer und anspruchsvoll. Kulturpolitik war zu keiner Zeit kostendeckend oder gar profitabel. Davon können besonders die Großstädte, trotz vergleichsweise vorteilhaft hoher Publikumsfrequenz, ein trauriges Lied singen.

Warum also müssen sich die Verantwortlichen des „Marktfleckens“ Villmar und des Marmorvereins, ohne gesicherte Selbsterfahrung oder Daten vergleichbarer Museen, ohne Not derart hoch gesetzte Erfolgs-Ziele setzen? Täte nicht der Museums-Verein und dessen Ausfall-Bürge Bürgermeister Lenz, Marktflecken Villmar  gut daran seine allzu optimistischen Prognosen öffentlich zurückzunehmen anstatt weiter geschönte „Fake-News“- Propaganda zu verbreiten? Villmar könnte von der klug dosierten Öffentlichkeitsarbeit des vergleichbaren „Selterswasser“-Museums der Nachbargemeinde Selters/Ts. lernen.

Zumal heute, im Zeitalter von "Infotainment", „New Economy“ und „Marktkonformer Demokratie“, die herrschende Machteliten aus Wirtschaft und Politik den Bürgern glauben machen, dass kontroll- und steuerfreiem Kapitalverkehr, Bad-Banks (Schatten-Banken), Steueroasen und Euro-Währung, mithin der „Finanz-Börsen / Casino-Kapitalismus“ weiterhin alternativlos sind und der „Markt weiter alles regeln soll“.

Ergo, lässt sich alles geldwert zu Marktpreisen wertschätzen und beurteilen. Deshalb bleiben nur  noch  „selbsttragende“ oder „kostenneutrale“ Vorhaben bevorzugt auf der politischen Agenda.

Im Zeitalter der "Schutzschirm-Haushalte" und "Hessenkasse-Ausfallbürgschaften" wird staatliche Daseinsvorsorge ratzfatz der Privatisierung übergeben und zum beliebigen Marktobjekt reduziert.

Soziale Aufgaben fallen aus Kostengründen zunehmend der ehrenamtlichen „Almosen-Verwaltung“ anheim. Kein Wunder, wenn Kulturprojekte Museen und Denkmale sich zum Spielplatz angeblich gemeinnütziger und anonymer Steuerspar-Stiftungen verwandeln oder dem selbstgefälligen Mäzenatentum einiger Steuerflüchtlinge und Subventions-Profiteure zu Werbezwecken anheimfallen.

Deutschland: Goethes, Humboldts und Hegels analoge Bildungs- und Kulturnation verkommt zur digitalen Börsen-Schacherer-Gesellschaft und fällt in die Hände beliebiger Buchhalter, Finanz-Analysten, Steueranwälte, Subventionsberater und Statistikfälscher...